Tageswoche, Hansjoerg Betschart
(…) Wie ein Prolog stand Matthias Günther mit! «Wintergast» vor allen Schweizer Beiträgen:«Wintergast» lässt den Filmnovizen Stefan Keller (gespielt und improvisiert von Andy Herzog) seinen Film erst einmal in der Schweiz vorbereiten. Er sucht für seinen Film Produzenten, Geld, Mitarbeiter und – Sinn. Wir sehen einen Film über die Entstehung von Film in der Schweiz. Wie sieht der Alltag all jener Jungfilmer aus, die die Schweiz bereisen auf der Suche nach Geld und Geist, um Filme zu machen. Einen Produzenten findet der Jungspund Keller rasch, auch Coaches, die viele Tipps (oft auch Geld) geben, ebenso wie Stiftungen zuhauf, die bald mehr Personal angestellt haben als es in der Schweiz Filmemacher gibt – und Sinn … «Wintergast» steht als prächtiges schwarzweisses Vorspiel zu den farbigen Schweizer Beiträgen in Locarno. Endlich findet der fiktive Regisseur seinen Sinn im Leben: Seine Freundin will Mutter werden. Schliesslich stösst er beim «Türsteher» von Franz Kafka auf seinen Schlüssel-Gedanken: Wer zu lange am Augenblick festhält, entscheidet zu spät – und verpasst seinen Film. Dies ist, am Ende eines schön fotografierten Schwarz-Weiss-Filmes, eine hübsche Pointe zu Locarno: Film ist! – nicht zuletzt – das Festhalten eines besonderen Augenblicks.(…)