Der Protagonist Stefan Keller, ein Filmemacher in der Schaffenskrise, steckt in finanzieller Not und reist deshalb als anonymer Jugendherbergentester durch die Schweiz. Seit bald sieben Jahren arbeitet er nun an seinem Drehbuchstoff, hat seitenweise Notizen angesammelt und ist trotzdem über den ersten Satz des Treatments noch nicht herausgekommen. Seine Produzentin droht, das Projekt ad acta zu legen und seine Freundin, hat ihm kürzlich den Laufpass gegeben. Ihren Kinderwunsch konnte oder wollte er ihr nicht erfüllen. Allein zieht er deshalb in der Vorweihnachtszeit von einer halbverlassenen Jugendherberge zur nächsten und kämpft verzweifelt um seine Filmidee und die Rettung seiner Beziehung.
Andy Herzog, der den Film gemeinsam mit Matthias Günter entwickelte, hat sich hier eine Paraderolle auf den Leib geschrieben. Ähnlich wie in Kampf der Königinnen von Nicolas Steiner gibt er den (mehr oder weniger) sympathischen Verlierer, der in vornehmlich improvisierten Szenen und quasidokumentarischen Begegnungen einen Ausweg aus seiner Krise sucht. Es ist oft schmerzhaft, ihm beim Scheitern zuzuschauen, und doch sind viele Situationen derart treffend beobachtet, dass man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann. Die zwar minimalistisch aber sorgfältig erzählte Geschichte überzeugt mit leisem Humor und einem guten Blick für die kleinen Absurditäten des Alltags. Matthias Günter, der sich neben der Regie auch für Kamera und Schnitt verantwortlich zeigt, beweist dabei in seinem ersten Langspielfilm durchaus Talent für die feinen Zwischentöne des cineastischen Erzählens.
Mit seiner schwarzweiss Ästhetik, und seiner lakonischen Art überzeugt Wintergast nicht nur als liebevolle Hommage an Reisender Krieger – Regisseur Christian Schocher hat im Film einen kurzen Cameo-Auftritt – sondern erinnert in seinen besten Momenten immer auch an das amerikanische Independentkino der 80er/90er Jahre. Ein gewisses Kultpotential hat Wintergast allemal. Wobei dem Film zu wünschen wäre, dass er es denn früher entfalten kann als sein Vorbild.